Ambitionen und mein Kind passen einfach nicht zusammen

Ich schreibe diesen Text während ich auf einer Alm sitze, aber wandern möchte, es jetzt aber für jede Tour zu spät ist, Junior hier lieber auf dem Spielplatz ist und ohnehin sich die ganze Zeit am beschweren ist. Das beschreibt auch schon den Kern des Textes. Junior, meine Freundin und ich, passen einfach oft nicht zusammen, seitdem es Junior gibt.

Ist es ein Text in dem ich einfach Mal meine Gedanken loswerden will.

Aber fangen wir bisschen weiter vorn an. Ja, ich wollte ein Kind haben. Also zumindest war es so in meinem Kopf, dass ein Kind einfach dazu gehört. Pflanz nen Baum, Bau nen Haus mach ein Kind und so… Kennt ja jeder. Jetzt ist mir allerdings, leider viel zu spät aufgefallen, dass dies gar kein Leben ist was ich führen will. Nunja das Kind ist jetzt ja da und mittlerweile 3,5 Jahre alt.

Versteht mich nicht falsch, klar liebe ich meinen Junior. Er ist total toll auf seine Art und naja ich liebe ihn einfach. Aber herrje hab ich mir damit mein Leben versaut. Die letzten 3,5 Jahre waren sowas für’n Arsch. Aber bevor ich darauf weiter eingehe, muss ich mehr über mich erzählen.

Ich hab lange und viel gearbeitet, mir ist erst sehr spät aufgefallen was ich wirklich im Leben brauche und haben möchte. Jetzt ist es zudem aber so, dass ich eine Art Depression habe, bei der ich es immer anderen Recht machen muss. Ich werde also von Erwartungen und auch Erwartungen die ich mir nur einbilde, wie mit einer Peitsche, durchs Leben getrieben. Alles in der Hoffnung eines Tages endlich ein Rockstar zu sein.

Ähm Rockstar? Ja du liest richtig. Zwar kein Rockstar im eigentlichen Sinn aber ich Feier das Leben. Am liebsten hätte ich unendlich viel Geld, würde als Photographie Künstler leben und auf jeder Party sein.

Nunja nun habe ich das aber alles erst so richtig im Alter von 35-39 kapiert und war auch in psychologischer Therapie wegen meiner Depressionen. Der Nachteil sowas ist ja auch nicht von jetzt auf gleich geheilt und braucht noch zusätzlich Arbeit. Und so kam es, dass ich doch noch bei der gleichen Freundin bin und jetzt noch ein Kind habe.

Soweit so gut. Stand jetzt: Junior 3,5 Jahre, war Schreikind komplett nicht easy, nur am motzen und Chef spielen. Ich 40 Jahre, will noch was erleben habe sowohl im Hobby als auch im Beruf Ambitionen werde aber nur von Kind und anderen Verpflichtungen rumgeschubst.

Was also passiert wenn man endlich kapiert hat, wie man leben will aber merkt, dass man es sich komplett verbaut hat. Klar, jeder einigermaßen normal denkende Mensch würde jetzt vermutlich mit der Freundin Schluss machen und sie inkl. Kind hinter sich lassen. Das kann ich aber nicht. Erstens liebe ich Junior, zweitens haben wir ne gute Partnerschaft und drittens bin ich so egoistisch dann auch wieder nicht.

Ich Versuche also meine Hobbys wie wandern und Photographie (mehr ist nicht mehr übrig geblieben) und meine Selbstständigkeit irgendwie mit dem Familienleben und diesem überaus komplizierten Kind in Einklang zu bringen.

Neee natürlich geht das nicht. Fakt ist, unter der Woche ist das Leben auf Arbeit und Kind beschränkt, keine Zeit für mich, null. Am Wochenende gibt’s dann Mal 4 Stunden Freizeit und dann ist die Woche auch wieder vorbei.

4 Stunden Freizeit in der Woche klingt nicht nur hart es ist auch extrem bitter. Zum Glück erlaubt mir meine Freundin auch mal länger Freizeit zu haben oder auch Mal ein Wochenende abzuhauen. Ich mach das nicht oft, weil es ja auch auf ihre Kosten geht und das ist nicht fair. Also muß ich all meine Ambitionen in diesen 4 Stunden unterbringen. Das führt bei mir natürlich zu extremen Frust und ja, ich muss gestehen, ich hasse das Leben was ich gerade führe. Es ist so gar nicht so, wie es sich anfühlen sollte. Wir leben schließlich nur ein Mal.

Ich bin verzweifelt, vor allem wenn man bedenkt das ich Junior mit frühstens 16-20 Jahren loswerde. Ja klar vermutlich wird es zwischenzeitlich noch besser oder anders, aber naja wann und wie lange bin ich noch überhaupt in der Lage mein Leben unbeschwert zu leben. Ich möchte was erleben, jetzt wo ich weiß was ich will. Ich möchte meine Hobbys leben, will auf Parties, will meine Freunde und und und. Ich kann einfach nicht abschalten und nur noch fürs Kind leben. Nicht böse gemeint, aber ich werde Menschen mit Kindern nie verstehen, ich werde es nie verstehen wie man sich so sehr aufgeben kann. In mit sträubt sich alles gegen so ein Leben.

Da ist man selbst endlich Mal aus dem gröbsten raus, Job läuft, noch ist man gesund, man hat Geld und eigentlich ist alles geil, wenn da nur nicht kind und Frau wären, die wie Kanonenkugeln mit Ketten am Bein hängen und einem das Leben so krass ausbremsen, dass man nur noch schreien will.

Das ist lustig weil ich es zwar nicht raus lasse aber im Grunde vermutlich auch nur ein Kind bin.

Wie geht’s also weiter? Ich hab keine Ahnung. Ich merke nur dass ich immer trauriger werde, mich über immer weniger wirklich freue und mich immer eingeschränkter fühle. Und ratet Mal, klar will meine Freundin noch so einen Lebenszerstörer. Aber definitiv nicht mit mir. Ich hoffe derzeit einfach nur, dass ich mit 50-60 Jahren noch fitt genug bin um, nachdem Kind groß genug ist, das Leben wenigstens noch ein wenig zu genießen. Bis dahin Versuche ich noch mehr Geld zu sparen um es irgendwie, für mehr Zeit, für mich, einzutauschen.

Ein Fazit: lerne was du willst bevor du ein Kind bekommst. Und wenn’s zu spät ist, tjanun mein herzliches Beileid, I feel you.

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